Alle gegen Armut

Fr. 18.10.2024

Südtirols Zivilgesellschaft macht mobil gegen die Armut. Organisationen und Einrichtungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen wollen gemeinsam der Not im Land entgegenwirken. In Bozen wurde ein entsprechendes Manifest unterzeichnet.
Armut in Südtirol. Das klingt vielleicht seltsam, angesichts prächtiger Äpfel und Berge, blühender Landschaften, Nächtigungsrekorden, Vollbeschäftigung und guter Wirtschaftsdaten.
Sicher, der allgemeine Wohlstand ist unübersehbar. Bei genauem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass es auch in Südtirol viele Menschen gibt, die von Armut betroffen oder armutsgefährdet sind. Inmitten unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es viele, die mit ihrem Einkommen nicht in der Lage sind, den Lebensunterhalt, die Wohnkosten und weitere notwendige Ausgaben zu bestreiten. Darüber muss gesprochen werden, und es braucht ein gemeinsames Handeln.
Armut geht uns alle an. Deshalb organisierte der Dachverband für Soziales & Gesundheit für den 17. Oktober, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, in Bozen eine Tagung, um Lösungen zu finden. Die Schirmherrschaft übernahmen Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher. Mit dabei war auch Landesrätin Rosmarie Pamer.
Arm ist nicht nur, wer unter der Brücke übernachtet oder den Tag auf der Parkbank verbringt. Versteckte Armut betrifft mehr Menschen als wir glauben. Wer arm ist, muss in wichtigen Lebensbereichen wie Wohnen, Bildung, Gesundheit und Freizeit zurückstecken. Zu den finanziellen Sorgen kommen der psychische Druck und die Scham, mit den anderen nicht mithalten zu können. Darüber hinaus nehmen auch andere Formen der Armut wie Einsamkeit und Ausgrenzung zu.
Die Erfahrung von Hilfsorganisationen und Sozialdiensten zeigt: Es kann jede und jeden treffen. Besonders gefährdet sind jedoch geringverdienende Arbeitnehmer/innen, Rentner/innen, Alleinerziehende, sozial benachteiligte Personen wie Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten sowie Randgruppen und Zuwanderer.
Für wirksame Vorbeugung und Hilfe ist nicht nur die öffentliche Hand zuständig. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb braucht es eine breite gesellschaftliche Mobilmachung gegen Armut in Südtirol. Mit einem institutionsübergreifenden Manifest übernehmen nun die landesweiten Südtiroler Vereinigungen aus Arbeit, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Soziales und Umwelt gemeinsam Verantwortung für die Bewältigung von Armut. Erstunterzeichner des Manifests sind der Südtiroler Wirtschaftsring, das Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit & Sozialpolitik der Universität Bozen, Allianz der Kultur, der Dachverband für Soziales & Gesundheit, das Arbeitsförderungsinstitut AFI-IPL, Volontarius und der Dachverband für Natur- & Umweltschutz. Sie sprechen sich für die feste Einrichtung eines ständigen Armutsnetzwerks aus. Eine eigene Beobachtungsstelle soll Kontinuität und Abstimmung der Maßnahmen zur Vorbeugung von Armut gewährleisten.
Mit dem Manifest wird die Notwendigkeit unterstrichen, Armut in Südtirol gemeinsam zu bekämpfen. Mit dieser breiten Beteiligung soll es gelingen, allen Menschen die Chance zu geben, sich zu entwickeln, an der Gesellschaft teilzuhaben und mitzugestalten. Ziel ist es, bald schon in organisierter Form und Regelmäßigkeit Schritt für Schritt zu setzen.

Foto (von links nach rechts): Rosmarie Pamer (Landesrätin), Davide Monti (Gruppo Volontarius), Stefan Perini (AFI-IPL), Wolfgang Obwexer (Dachverband für Soziales & Gesundheit), Carola Kurz (Allianz der Kultur), Elisabeth Ladinser (Dachverband für Natur- & Umweltschutz), Ruth Soppelsa (Universität Bozen) und Sandro Pellegrini (Südtiroler Wirtschaftsring)

Quelle: Dachverband für Soziales & Gesundheit

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