Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen ist nach wie vor ein oft tabuisiertes Thema. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene gesehen und gehört werden. Vor diesem Hintergrund haben sich Landesrätin Rosmarie Pamer, Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer, Amtsdirektorin Verena Moser und ihre Mitarbeiterin Ute Gebert sowie die beiden Lebenshilfe-Mitarbeiterinnen Andrea Birrer & Silvia Clignon Mitte November zu einem Austausch über aktuelle und geplante Maßnahmen gegen Gewalt an Menschen mit Behinderungen getroffen.
Eines der Schwerpunktthemen war der bereits von den Frauenhausdiensten unterbreitete Vorschlag, im nächsten Dreijahresplan zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, der derzeit ausgearbeitet wird, eine spezifische thematische Arbeitsgruppe einzurichten. Diese Arbeitsgruppe soll sich gezielt mit der Prävention und Bekämpfung von Gewalt an Frauen mit Behinderungen befassen. Dabei sollen konkrete Maßnahmen entwickelt werden, um die Zusammenarbeit der beteiligten Dienste zu stärken und verbindliche Standards für Schutz- und Präventionsstrategien zu erarbeiten.
„Gewalt“, so Rosmarie Pamer, „darf nirgends Platz haben. Wir müssen Barrieren abbauen, Anlaufstellen sichtbar machen und das Thema aus der Tabuzone holen.“ Verena Moser verwies im Rahmen des Treffens auf einen Beschlussentwurf zu den neuen Voraussetzungen für die Akkreditierung der stationären und teilstationären Sozialdienste für Menschen mit Behinderungen. Dieser sieht vor, dass die jeweilige Dienstcharta künftig auch „Strategien zur Prävention von Gewalt und zur Bekämpfung aller Formen der Misshandlung von Nutzer/inne/n unter besonderer Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Gewalt“ enthalten muss. Damit werden Strategien und/oder Schutzkonzepte als Voraussetzungen für die Akkreditierung vorgesehen.
Brigitte Hofer hob beim Treffen die gemeinsame Verantwortung aller beteiligten Stellen hervor: „Es ist“, so sagte sie, „zentral, dass Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen wirksame Gewaltschutzkonzepte entwickeln und umsetzen, insbesondere dort, wo Frauen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Nur so kann ein verlässlicher Schutz gewährleistet werden.“ Zudem unterstrich sie die Bedeutung von Aufklärung, Kooperation und Kulturarbeit. Es gehe darum, Menschen mit Behinderungen zu stärken, damit sie sich selbst vor Gewalt schützen und ihre Stimme erheben können.
Quelle: Autonome Provinz Bozen – Presseamt